Viele Nachhaltigkeitsleistungen, die Demeter-Betriebe mit viel Aufwand erbringen, bleiben für die Öffentlichkeit unsichtbar. Mit Einführung der Regionalwert-Leistungsrechnung macht eine ganze Bewegung von Bio-Impulsgebern diese Leistungen jetzt sicht- und bewertbar. Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Finanzmittel künftig an die richtigen Stellen fließen können, um die Landwirtschaft nachhaltig zu transformieren – sei es beim Produktkauf, bei der Kreditvergabe oder in der Steuer- und Subventionspolitik.
Blühstreifen für Insekten, abwechslungsreiche Fruchtfolgen für die Bodenfruchtbarkeit, Tier-, Natur- und Wasserschutz – als Treuhänder:innen unserer Kulturlandschaft investieren Demeter-Höfe und Gemüsegärtnereien viel Zeit, Energie und Geld, um diese und viele andere Nachhaltigkeitsleistungen zu erbringen und unsere Lebensgrundlagen zu sichern. Damit handeln sie ganz im Sinne des Strategieplans der Bundesrepublik zur GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU) für eine nachhaltige Landwirtschaft. Allerdings bleiben die meisten ihrer Zusatzleistungen für die Öffentlichkeit unsichtbar und werden auch nicht angemessen entgolten – weder durch Produktpreise noch durch Agrar-Subventionen, die bislang v.a. flächenabhängig sind.
„Jeder Betrieb kann irgendetwas besonders gut und etwas anderes weniger gut. Die Regionalwert-Leistungsrechnung ordnet Einzel-Engagements in den Gesamtzusammenhang ein, gewichtet sie und zeigt uns, wo es sich lohnt zu investieren. Und sie deckt auf, wenn Maßnahmen sich nur glanzvoll anhören, aber unterm Strich wenig für die Nachhaltigkeit bringen.“
„Wir beteiligen uns immer wieder an Forschungs- und Pilotprojekten zu regenerativen Energien, nachhaltiger Milchviehhaltung und Landbewirtschaftung. Das Ergebnis der Regionalwert-Leistungsrechnung hat gezeigt, wie hoch dieses Engagement und z.B. unser hoher Autarkiegrad bei der Energieversorgung zu bewerten sind.“
„Ergänzend zu Ackerbau und Milchvieh grasen auf unseren Weiden z.B. Zweinutzungshühner und wir haben eine Edelpilzzucht integriert. Diese Vielfalt verursacht einen größeren Aufwand als eine einseitige Spezialisierung. Aber sie sorgt für einen gesunden Hoforganismus und stärkt die regionale Nahrungsmittel-Souveränität. Das macht die Regionalwert-Leistungsrechnung sichtbar.“
"Insgesamt wurde die Regionalwert-Leistungsrechnung bis heute (Stand Spätsommer 2023) von mehr als 350 Bio-Höfen und -Gärtnereien für mindestens ein Geschäftsjahr durchgeführt", berichtet Chrisabella Rappold von Regionalwert Leistungen.
Allerdings - und hier wird es immer wieder politisch: Ausschließlich im Handel und über die Lebensmittelpreise lassen sich die Kosten für die Zusatzleistungen nicht abdecken!
„Hier müssen alle Agierenden Verantwortung übernehmen – Konsumierende, Verarbeitende, Handel und Politik“, ist Sascha Damaschun überzeugt. „Welche Instrumente bei einer sozial gerechten Finanzierung der Nachhaltigkeitsleistungen zum Zug kommen – z.B. am Laden-Regal, in der Steuer- und Subventionspolitik oder bei der Kreditvergabe – darüber muss es dringend einen gesellschaftlichen und politischen Diskurs geben.
Unsere Initiative zur Regionalwert-Leistungsrechnung will diesen Diskurs mit anstoßen und eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage bieten“, so der Öko-Agraringenieur Sascha Damaschun.
BODAN Großhandel für Naturkost www.bodan.de/regionalwert-leistungsrechnung
Regionalwert Leistungen www.regionalwert-leistungen.de
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