Öko-Sortenversuche: Ergebnisse 2018

Insgesamt 150 Bio-Landwirte, Züchter, Verarbeiter und Händler kamen am 26. Juni 2018 an den Versuchsfeldern in Crailsheim-Auhof (74589) zusammen. Reiner Schmidt vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Ökologischer Landbau e. V. erläuterte gemeinsam mit biodynamischen Züchtern die diesjährigen Ergebnisse der Öko-Landessortenversuche. Die ausführlichen Auswertungen dienen Bio-Landwirten als unabhängige Orientierung beim Einkauf von Saatgut. Erstmals diskutierte eine Expertenrunde vorab die Zukunftsfähigkeit verschiedener Getreidesorten. 

Es sind die extremen Wetterlagen, die den Getreidesorten und damit den Züchtern zu schaffen machen. Auch 2018 stellte klimatisch besondere Anforderungen: Der lange Winter versetzte die Pflanzen zunächst in einen Rückstand, der ausbleibende Frühling und die direkt anschließenden hochsommerlichen Temperaturen verlangten den Pflanzen eine schnelle Reife ab – sie hatten wenig Zeit, ihre Körner zu füllen. 

„Die Pflanzen sind inzwischen insgesamt zwei Wochen früher dran. Sie kommen schon jetzt im Juni zur Abreife. Auch die Ernte wird entsprechend früher sein. Vermutlich hat dies negative Auswirkungen auf Quantität und Qualität des Ertrags. Die tatsächlichen Auswirkungen können wir aber erst in den nächsten Wochen sehen“, so die Einschätzung von Reiner Schmidt vom Beratungsdienst Ökolandbau. 

Hoffnungsträger Mischsorten 

Seit letztem Jahr versuchen die Züchter, den klimatischen Bedingungen mit Vielliniensorten  zu begegnen. Diese Mischungen sollen die Vorzüge verschiedener Zuchtlinien kombinieren und Schwächen einzelner Pflanzen besser ausgleichen. Die zwei Vielliniensorten, die seit 2017 im Versuch sind, wurden dieses Jahr um vier weitere – sogenannte Composite Cross Populationen (CCP) – ergänzt. Diese werden wissenschaftlich betreut durch das Referat Ökolandbau des LTZ 
am Kompetenzzentrums ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW), gemeinsam mit Schweizer Versuchspartnern von Agroscope, das Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung. Der Versuch befindet sich in Baden-Württemberg an allen fünf Standorten, an denen die ökologischen Landessortenversuche durchgeführt werden (Crailsheim-Auhof, Kleinhohenheim, Maßhalderbuch, Grötzingen und Forchheim a. K.). Erste konkrete Vor- und Nachteile dieser Populationen lassen sich dieses Jahr allerdings noch keine formulieren. „Schätzungsweise können wir 2019 erste Aussagen zum Erfolg dieser neuen Sorten machen“, so Reiner Schmidt.  

Expertenrunde trifft sich vorab

Erstmals kam in diesem Jahr noch vor dem Rundgang an den Versuchsfeldern eine Expertenrunde zu einem Vorabgespräch zusammen. Rund zwei Stunden wurde besprochen und diskutiert, welche Getreidesorten in Zukunft vermehrt werden. „Es war ein wichtiges Treffen von etwa 30 Personen aus ganz Baden-Württemberg, teilweise auch aus Bayern. Mit Landwirten, Vermehrungsbetrieben, Händlern, Züchtern und Beratern hatten wir alle Perspektiven an einem Tisch. Wir haben besprochen, welche Sorten bisher gut abgeschnitten haben und welche weiterhin vermehrt werden sollen und im Angebot bleiben“, freut sich der Initiator Bernd Habeck von der Bioland-Handelsgesellschaft über den Erfolg des Vorabgesprächs. 
Auch für nächstes Jahr ist wieder ein solches Treffen geplant. 

Vor-Ort-Begehung mit Aussagekraft 

In der Besichtigung der Versuche vor Ort können die Landwirte die verschiedenen Sorten direkt vergleichen und wichtige Schlüsse ziehen in Bezug auf Standort, Fruchtfolge, Bodenqualität, Saatgut, Anfälligkeit für Umwelteinflüsse oder Krankheiten. Die Ergebnisse der Sortenversuche liefern wichtige Argumente für ihren Einkauf von Saatgut. Seit über 25 Jahren werden in Hohenlohe neue Getreide-Sorten und ihre Eignung für den Öko-Landbau geprüft – dieses Jahr gab es 42 Weizen-, 10 Roggen- und 17 Dinkelsorten (inkl. Emmer und Einkorn) zu begutachten sowie zudem Soja-, Ackerbohnen- und Erbsensorten. 

Die Versuchsfelder in Crailsheim sind einer von insgesamt fünf Standorten der Öko-Landessortenversuche in Baden-Württemberg. Die Koordination, Betreuung und die Zusammenstellung der Ergebnisse dieser Standorte werden vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) durchgeführt. 

Viele biodynamische Züchter 

Für einen erfolgreichen Ökolandbau braucht es eine eigene Züchtung – so seit Jahrzehnten der Grundgedanke im Demeter-Verband. Entsprechend viele biodynamische Züchtungen sind dieser Initiative zu verdanken. Namhafte Züchter wie Peter Kunz, Dr. Hartmut Spieß, Dr. Berthold Heyden und viele mehr leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag. Insbesondere beim Weizensind biodynamische Züchtungen sehr erfolgreich und gefragt. Auf den Versuchsfeldern in Crailsheim stammen immerhin zwei Drittel der Weizensorten aus biodynamischer Züchtung. Aufgrund ihrer guten Backqualität sind sie bei Landwirten und Bäckern besonders beliebt.

Züchtungsarbeit als nachhaltiges Berufsfeld

Auch Tim Kiesler, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württemberg, betont die Bedeutung der Züchtungsarbeit: „Ohne eigene biodynamischen Sorten fehlt uns und dem Ökolandbau die Zukunft. Es liegt in unserer Verantwortung, eine breite Palette von ökologischen und standortangepassten Sorten anzubieten. Vielfalt ist bei der Anpassung an den Klimawandel die Voraussetzung für Erfolg. Die Züchtungsarbeit als nachhaltiges Berufsfeld muss insbesondere für junge Menschen attraktiv sein.“ Er lobte ausdrücklich die Arbeit der Öko-Sortenversuche und dankte Beteiligten für ihr Engagement.

Die Beratungsdienste Ökologischer Landbau

Die Beratungsdienste Ökologischer Landbau leisten in Baden-Württemberg ein umfassendes und qualifiziertes Beratungsangebot und bieten Seminare zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch an. Hier können sich landwirtschaftliche Betriebe bei Experten zu allen Fragen informieren, die sie als zertifizierter Demeter- oder Bio-Betrieb oder Betrieb in der Umstellung zu Acker- und Futterbau, Tierhaltung oder zu ihrem Betrieb als Unternehmen haben. 

Weitere Informationen: Sämtliche Ergebnisse der einzelnen Sorten finden Sie auf den Seiten des LTZ Augustenberg zusammengefasst: Versuchsergebnisse Öko-Getreide 2018 »  

Für Rückfragen stehen Ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung:

Gabi Schwittek, Landwirtschaftliches Technologie Zentrum, Neßlerstr. 23–31, 76227 Karlsruhe, 
Tel.: 0721/9468-170, Fax: 0721-9468-112, E-Mail: gabi.schwittek@ltz.bwl.de  
www.ltz-augustenberg.de

Reiner Schmidt, Landwirtschaftlicher Beratungsdienst Ökologischer Landbau e. V., 
Eckartshäuserstr. 41, 74532 Ilshofen Tel.: 07904-941749, Fax: 07904-942025, 
E-Mail: RSchmidt@bio-beratung.de

Mehr zum Thema lesen Sie im Online-Artikel „Pflanzenzüchtung ökologisch denken“ 

>>Fotos: Reiner Schmidt (Landwirtschaftlicher Beratungsdienst Ökologischer Landbau e. V.)

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