Der Bio-Adler in Vogt

Andreas und Nicole Humburg betreiben in Vogt im Allgäu ein Gasthaus, wie es sie früher in jedem Städtchen gab. Und das Besondere: Viele Zutaten sind nicht nur biodynamisch erzeugt – sondern stammen auch von Höfen aus der unmittelbaren Umgebung des Württemberger Allgäus.

Das Württemberger Allgäu ist biodynamisches Genießerland. In kaum einem Landstrich bietet die Natur so viel Vielfalt: Käse aus dem Voralpenland, Obst, Wein und Gemüse vom Bodensee, Fleisch aus Haltung der vielen, kleinen Bauernhöfe hier in der Gegend. Und niemand bringt diese Vielfalt so nachhaltig und schön auf den Tisch wie Andreas Humburg. Der Küchenmeister betreibt mit seiner Frau Nicole den Bio-Adler in Vogt, nicht weit von Ravensburg entfernt. Seit neun Jahren arbeitet das Paar in Gasthaus und Hotel bio-zertifiziert. Und dennoch hat sich seitdem eines nicht geändert: der Adler bleibt ein Gasthaus für jeden Tag. Hier passt das Vereinstreffen genauso hin, wie Paar oder Familie auf der Suche nach einem besonderen Abend.

Das liegt auch an der vielseitigen Karte. Neben Allgäuer Klassikern wie Cordon Bleu, Käsespätzle, Maultaschen oder Rostbraten gibt es auch ein ebenso kreatives wie vielfältiges Angebot für Gemüse-Esser*innen: Vegetarier*innen verwöhnten die Humburgs mit Gerichten wie Rote-Beete-Variation, Rösti oder Kürbis-Maultaschen. Veganer*innen bekommen eine Auswahl, die von Gnocchi mit Kürbis und Steinpilzen bis zu einem Falafel-Gericht reichen kann. Alles davon produziert die Küche selbst, ohne Rückgriff auf Fertigprodukte. Und das, wo immer es geht, mit Zutaten von Bio-Höfen aus der Region. Die Kürbisse etwa kommen vom Hofgut Mosisgreut, der Hof Marktanner liefert Gemüse, das Kalbfleisch kommt von den Tischgenossen.

Fleisch von Brudertieren

Überhaupt das Kalbfleisch. Die Humburgs sehen die Dinge eben nachhaltig. „Es ist erschreckend wie weit die Industrialisierung in der Ernährung mittlerweile fortgeschritten ist“, sagt Andreas Humburg. „Dagegen möchten wir unseren Teil beitragen.“ Und deswegen arbeiten die Humburgs, ob Huhn oder Kalb, am liebsten mit Fleisch von Brudertieren. Also Hähne, deren Schwestern fürs Eierlegen oder Kälber, die Kühe für die gleichmäßige Milchproduktion bekommen müssen, für die selbst aber kein wirtschaftlicher Nutzen im klassischen System anfällt.

Anders bei den Hähnen und Kälbern, die im Adler auf den Tisch kommen: der Geflügelhof Reisch zieht extra für die Humburgs auch die Hähne einer Zweinutzungsrasse groß, aus denen dann leckere Speisen wie ein Gockelsalat werden. Und die Kälber für die Kalbfleischerzeugnisse wachsen bei der Mutterkuh auf, bevor sie geschlachtet werden. So vereint der Familienbetrieb Genuss und Gewissen.

Nach Corona in neuem Glanz

15 Mitarbeitende unterstützen die Humburgs in Demeter-Restaurant und Bio-Hotel. Und die lassen sich auch von der Corona-Pandemie nicht schrecken. Wenn die Gastronomie mal wieder schließen muss, bieten die Humburgs einen Abhol-Service. Und wenn dann wieder offen ist, strahlt der Adler in dem historischen Fachwerkgebäude noch heller. Denn derzeit renovieren die Humburgs den großen Saal. „Um den Wirtshauscharakter noch besser zu betonen“, sagt Andreas Humburg.

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