Solidarische Landwirtschaft

„Solidarische Landwirtschaft“: Das ist, wenn aus Kunden Mitunternehmer werden, die die Ernte des Bauern vorfinanzieren und dafür alle Erzeugnisse des Landwirtschaftsbetriebes erhalten. Im europaweiten Vergleich ist dieses Landwirtschaftsmodell in Deutschland noch recht jung. Etwa 80 bäuerliche Betriebe arbeiten derzeit nach diesem Modell. Im Nachbarland Frankreich seien es über Tausend Betriebe.

Demeter und solidarische Landwirtschaft

In Baden-Württemberg sind zahlreiche Demeter-Höfe und biodynamische Projekte dabei und gestalten dieses gemeinschaftsgetragene Landwirtschaftsmodell. Nicht nur die steigende Beliebtheit von Bio-Lebensmitteln bei jungen Menschen ist ein Grund für diese Entwicklung. Angesichts der gewachsenen Nachfrage und der steigenden Umsatzzahlen scheinen die Auswirkungen zunehmend differenzierter Bio-Handelsstrukturen, vor allem bei Bio-Supermärkten, regionale Wertschöpfung zu beeinflussen.

Der Idee verstärkt saisonale Früchte und Gemüse aus regionalem und lokalem Bio-Anbau ins Marktangebot zu nehmen stehen oftmals starke wirtschaftliche Zwänge gegenüber. Demnach finden Kunden mitunter nur wenige Produkte von bäuerlichen Betrieben aus der jeweiligen Umgebung. Die Folge: Bewusste Konsumenten tun sich zusammen und organisieren die Lebensmittel-Erzeugung in Kooperation mit Öko-Bauern vor Ort selbst. Die Anzahl an jungen und alten Menschen, die sich langfristig mit einem Hof verbinden möchte wächst stetig.

Verbraucher haben dabei größtes Vertrauen in Demeter-Landwirtschaft. Jüngst bestätigte eine Umfrage der Marke Demeter höchste Sympathiewerte. Werteorientierte und konsequent auf beste Qualität ausgerichtete biodynamische Erzeugung und Verarbeitung sei der Grund, dass mehr und mehr Verbraucherinnen und Verbraucher Demeter-Produkte nachfragen und sich für Demeter-Landwirtschaft interessieren, meint Johannes Ell-Schnur, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württemberg.

So finanzieren immer mehr Verbraucher, vor allem Städter und Städterinnen, gemeinsam die jährlichen Kosten eines Hofes im Voraus und erhalten im Gegenzug einen entsprechenden Anteil an der Ernte und die Gewissheit, dass die jeweiligen Landwirte mit dem Land, dem Wasser, den Tieren und Pflanzen verantwortlich und zukunftsfähig umgehen. Diese Beteiligungen ermöglichen es den Bauern sich voll auf den biodynamischen Landbau zu konzentrieren. Alle Mitglieder haben ein Mitspracherecht bei der Wahl der Sorten oder beim Anbau. Die erntefrischen Lebensmittel werden an Stützpunkte ausgeliefert, an denen die jeweiligen Mitglieder sie abholen oder auch direkt ab Hof angeboten.

Die Idee der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft bietet und fordert neue Absätze für die soziale betriebliche Organisation bis hin zum Verzicht auf Produktpreise. Ob Freiburg, Stuttgart oder Biberach - das Netzwerk wächst. Angetrieben von der Idee einen Gegenentwurf zur derzeitigen Nahrungsmittelindustrie in die Realität umsetzen.

CSA-Initiativen / solidarische Landwirtschafts-Projekte in Baden-Württemberg

Folgende Solawis in Baden-Württemberg freuen sich über eine Beteiligung:

Demeter Gärtnerei Großhöchberg 
Solawi Ravensburg
Garten coop Freiburg 
SoLaVie Neuried-Altenheim 
SoLaVie Depot Offenburg-Ost 
Solawi Bad Waldsee 
SoLaWi-Initiative Biberach 
Depot Schwäbisch Hall 
Depot Oppenweiler
Markushof 
Solawi Mannheim 
Solidarische Landwirtschaft Heidelberg e.V. 
Reyerhof 
Solawi Tübingen 
Solawi Heilbronn / Besigheim / Mosbach 
Gemeinschaft Tempelhof
Lebensgarten Dreisamtal 
Luzernenhof 

Solawi-Projekte erleben einen gewaltigen Ansturm. Derzeit gründen sich zahlreiche neue „Solawis" in ganz Baden-Württemberg. Hier findet ihr aktuelle Infos.

Aktueller Veranstaltungstipp: Am 20. März lädt die Solidarische Landwirtschaft Großhöchberg zu dem spannenden Vortrag "Agrarpolitik von Brüssel bis Großhöchberg - Was hat das mit mir als Verbraucher zu tun?" ein, in dem es vor allem über die Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf unsere Landwirtschaft gehen wird. Mehr Informationen unter www.grosshoechberg.de

Unsere Video-Tipps zum Thema:

  • Film zur "Garten coop Freiburg"
  • "make CSA" - So funktioniert CSA: Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft.
  • Der bekannte TV-Spitzenkoch Tim Mälzer ist bekennender Fan vom Konzept der Solidarischen Landwirtschaft. In seinem Lebensmittel-Check „Wie gut ist unser tägliches Gemüse“ (ab Minute 31.50) besuchte er die Garten coop in Freiburg

Guter Lesestoff zum Thema: „Höfe der Zukunft“ heißt auf Deutsch der Buch-Klassiker von Trauger Groh und Steven McFadden, mit dem sie die Idee der Community-Supported Agriculture in Nordamerika bekannt machten. Das Buch bietet Erfahrungen aus 25 Jahren CSA - Solidarischer Landwirtschaft in den USA und Deutschland: Idee und Konzept, Kontext, regionale Vernetzung, Beispiele und Varianten. Zugleich zeigt es Erfolgsbedingungen und vor allem das vielfältige Potenzial einer so organisierten landwirtschaftlichen Erzeugung auf. Mit einem Beitrag von Wolfgang Stränz (Buschberghof) zu ersten Schritten und einem Essay von Marcia R. Ostrom zu Koalitionen.

Photo von der Garten coop in Freiburg