Öko-Landessortenversuche 2019

Insgesamt 80 Bio-Landwirte, Züchter, Verarbeiter und Händler kamen am 25. Juni 2019 an dem Versuchsfeld in Crailsheim-Beuerlbach (74564) bei Demeter-Landwirtin Johanna Faure zusammen. Reiner Schmidt von der Demeter Beratung stellte gemeinsam mit den biodynamischen Züchtern die im Versuch stehenden Sorten vor. Die ausführlichen Auswertungen dienen Bio-Landwirten als unabhängige Orientierung bei der Sortenwahl. Während der Veranstaltung wurden Johanna Faure und Reiner Schmidt für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet.

Reiner Schmidt betreibt die Sortenversuche seit 1993 und leistet damit Pionierarbeit: „1992 fragten mich einzelne Demeter-Betriebe, welche in die Öko-Saatgutvermehrung einsteigen wollten, welche Sorten sie denn nun vermehren sollen? Da es hier nur unterschiedliche Erfahrungen von Bio-Betrieben gab, habe ich dann begonnen, exakte Parzellenversuche zur Prüfung der vorhandenen Sorten auf unseren Betrieben anzulegen“ Für diese Pionierarbeit wurde Reiner Schmidt der „Hohenloher Öko-Bauernpreis 2019“ verliehen. 

Seit 2010 ist der Demeter-Betrieb von Johanna Faure in Crailsheim Beuerlbach fester Standort einer der aktuell sechs Landessortenversuche. Die Initiatoren überreichten zum 10. Jubiläum eine Urkunde und ein Geschenk.

Klimatische Extreme als ständige Herausforderung
Wie in den vorangegangenen Jahren beobachten die Züchter den Einfluss der extremen Wetterlagen auf das Verhalten der Pflanzen. „Der niederschlagsreiche Frühling 2019 begünstigte das optische Erscheinungsbild, die sehr hohen Temperaturen Ende Juni haben aber die Pflanzen verfrüht auf Abreife umgestimmt. Es wird damit spannend, wie sich dies auf den Ertrag und die Qualität auswirken wird.“, so die Einschätzung von Reiner Schmidt von der Demeter-Beratung.

Als erfreuliche Entwicklung ist zu sagen, dass die Sorten trotz eines milden Winters keinen Befall von Gelbrost und damit eine gesteigerte Resistenz zeigen. Nur einzelne Emmersorten hatten etwas Gelbrost.

Hoffnungsträger Vielliniensorten 
Einzelne Züchter versuchen, den klimatischen Veränderungen mit Vielliniensorten zu begegnen. Diese Populationen sollen die Vorzüge verschiedener Zuchtlinien kombinieren und Schwächen einzelner Pflanzen besser ausgleichen. Die zwei Vielliniensorten, die seit 2016 im Versuch sind, wurden in 2018 um vier weitere – sogenannte Composite Cross Populationen (CCP) – ergänzt. Diese werden wissenschaftlich betreut durch das Referat Ökolandbau des LTZ am Kompetenzzentrum ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW), gemeinsam mit Schweizer Versuchspartnern von Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung.

Sie werden in Baden-Württemberg an allen sechs Standorten, an denen die Öko-Landessortenversuche durchgeführt werden (Crailsheim- Beuerlbach, Kleinhohenheim, Maßhalderbuch, Grötzingen, Forchheim a. K. und Biberach an der Riß) geprüft.

Konkrete Vor- und Nachteile dieser Populationen lassen sich bestenfalls nach drei Versuchsjahren formulieren. „Die Populationen sind in den bisherigen Ergebnissen weder besser noch schlechter als die bekannten Sorten. Eine Population weist einen geringeren Ertrag bei besserer Qualität auf und die Andere verhält sich andersherum. Schätzungsweise können wir im Herbst 2020 präzisere Aussagen zum Erfolg dieser neuen Populationen machen“, so Reiner Schmidt.

Vor-Ort-Begehung mit Aussagekraft 
In der Besichtigung der Versuche vor Ort können die Landwirte die verschiedenen Sorten direkt vergleichen und daraus wichtige Schlüsse für den Anbau im eigenen Betrieb ziehen. Die Ergebnisse der Öko-Sortenversuche liefern wichtige Argumente für die Auswahl einer Sorte für den eigenen Betrieb und Standort. 

Seit über 27 Jahren werden in Hohenlohe Getreide-Sorten auf ihre Eignung für den Öko-Landbau geprüft – dieses Jahr gab es 43 Weizen-, 12 Roggen-, 10 Trtiticale und 20 Dinkelsorten (inkl. Emmer und Einkorn) zu begutachten, zudem 6 Sorten Ackerbohnen- und 11 Körnererbsensorten. 

Backgetreide für schwierige Standorte auf dem Prüfstand
In diesem Jahr stand zum ersten Mal Wintertriticale im Versuch. Triticale wird vorwiegend als Futtergetreide angebaut, eignet sich eventuell aber auch zum Backen. Die Kreuzung aus dem charakteristisch anspruchsvollen Weizen und genügsamen Roggen könnte eine Chance für schlechtere, nicht weizenfähige Standorte sein. Erste Back-Versuche mit der biodynamischen Sorte „Tripanem“ von der Getreidezüchtung Peter Kunz aus der Schweiz waren gelungen, allerdings lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Prognose zur zukünftigen Anwendung als Backgetreide machen.  

Das Versuchsfeld in Crailsheim ist einer von insgesamt sechs Standorten der Öko-Landessortenversuche in Baden-Württemberg. Die Koordination, Betreuung und die Zusammenstellung der Ergebnisse dieser Standorte werden vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) durchgeführt. 

Viele biodynamische Züchter 
Für einen erfolgreichen Ökolandbau braucht es eine eigene Züchtung – so seit Jahrzehnten der Grundgedanke im Demeter-Verband. Entsprechend viele biodynamische Züchtungen sind dieser Initiative zu verdanken. Namhafte Züchter wie Peter Kunz, Dr. Hartmut Spieß, Dr. Berthold Heyden, Dr. Karl-Josef Müller, Heidi Franzke und weitere leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag. 

Insbesondere beim Weizen sind biodynamische Züchtungen sehr erfolgreich und gefragt. Auf den Versuchsfeldern in Crailsheim stammen immerhin zwei Drittel der Weizensorten aus biodynamischer Züchtung. Aufgrund ihrer guten Backqualität sind sie bei Landwirten und Bäckern besonders beliebt.

Auch Tim Kiesler, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württemberg und Vorstand der Demeter Beratung, betont die Bedeutung der Züchtungsarbeit: „Engagierte Menschen wie Johanna Faure und Reiner Schmidt leisten einen wichtigen Beitrag für den ökologischen Landbau. Ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und ohne Einsatz mineralischer Düngemittel benötigen erfolgreiche Bio-Bauern eine vielfältige Auswahl von robusten und standortangepassten Sorten. Die ökologische Züchtung kommt aber auch konventionellen Landwirten zu gute. Immer unbeständigere Witterungsverhältnisse betreffen uns alle – und auch hier ist Vielfalt der Schlüssel zum Erfolg.“ Er lobte ausdrücklich die Arbeit der Öko-Sortenversuche und dankte den Beteiligten für ihr Engagement.

Die Demeter-Beratung
Die Demeter Beratung e.V. mit Geschäftssitz in Leinfelden-Echterdingen leistet bundesweit ein umfassendes und qualifiziertes Beratungsangebot. Dieses richtet sich an Demeter-Landwirte und -Gärtner, an Umstellungsinteressierte, an Gemischtbetriebe und Spezialisten sowie an alle, die eine fundierte Fachberatung mit ganzheitlichem Blick auf ihren Betrieb wünschen. Dabei ist neben der fachlichen Unterstützung die biologisch-dynamische Begleitung ein wesentlicher Teil des Angebots. Der Mensch im Mittelpunkt und Vielfalt auf dem Betrieb als Stärke sind wichtige Grundpfeiler. Die Beratung erfolgt je nach Wunsch und Bedarf über Vor-Ort-Besuche, per Mail oder telefonisch. Komplettiert wird das Angebot für Mitglieder durch monatliche Beratungsrundbriefe.

Unter der Telefonnummer 0800 1924 500 werden werktags von 9:00 bis 13:00 Uhr Fragen zu fachlicher Praxis, zu Richtlinien und zu Beratungsleistungen schnell und verbindlich beantwortet. Auch Umstellungsinteressierte können sich informieren.

Weitere Informationen
Sämtliche Ergebnisse der einzelnen Sorten finden Sie auf den Seiten des LTZ Augustenberg zusammengefasst: Versuchsergebnisse Öko-Getreide

Für Rückfragen stehen Ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung:

Gabi Schwittek, Landwirtschaftliches Technologie Zentrum,
Neßlerstr. 23–31, 76227 Karlsruhe, 
Tel.: 0721/9468-170, Fax: 0721-9468-112, E-Mail: gabi.schwittek@ltz.bwl.de
www.ltz-augustenberg.de

Reiner Schmidt, Demeter Beratung e.V., Eckartshäuserstrasse 41, 
74532 Ilshofen, Tel.: 07904-941749, Fax: 07904-942025
E-Mail: reiner.schmidt@demeter-beratung.de
https://www.demeter.de/beratung 

Mehr zum Thema „Biodynamische Pflanzenzüchtung“ lesen Sie in unseren Online-Artikeln:
„Bio fängt mit Z an. Z wie Züchtung“ https://www.demeter.de/pflanzenzuechtung
„Pflanzenzüchtung ökologisch denken“ https://www.demeter.de/aktuell/pflanzenzuechtung-oekologisch-denken

Bildunterschrift B1:
Reiner Schmidt (mit Mikrofon) bei der Führung durch die im Versuch stehenden Sorten
Bildquelle: Reiner Schmidt, Demeter Beratung e.V., © Jan Schmidt

Bildunterschrift B2:
Verleihung des „Hohenloher Öko-Bauernpreis 2019“ an Reiner Schmidt durch Walter Schuch und
Tochter Anna Schmieg von der OBEG Hohenlohe (OBEG = Organisch Biologische Erzeugergemeinschaft)
Bildquelle: Reiner Schmidt, Demeter Beratung e.V., © Jan Schmidt

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